Naturschutzorientierter Pflegeschnitt in Habichtswald


Habichtswald.  Beim ersten Blick sehen sehr stark zurückgeschnittene Hecken befremdlich aus. Dabei hat der Rückschnitt aber eine wichtige Funktion: Er dient dem Naturschutz und fördert die Biodiversität. „Richtig angewandt ist die Heckenpflege in der Feldflur sehr sinnvoll. Ein paar Aspekte müssen allerdings beachtet werden“, sagte Leonie Schweer, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbands Landkreis Kassel (LPV) bei einem Treffen mit Landrat Andreas Siebert, der auch Vorsitzender des Landschaftspflegeverbands ist, und Habichtswalds Bürgermeister, Dr. Daniel Faßhauer.

 

Gemeinsam mit Bauamtsmitarbeiterin Heidi Weber und Bauhofmitarbeiter Clemens Bauer haben sich alle ein Bild von der „auf den Stock“ gestutzten Hecke gemacht. Noch bis Ende Februar dürfen Hecken stärker geschnitten oder „auf den Stock gesetzt werden“. Danach ist nur noch ein leichter Formschnitt, in dem nur der jährliche Zuwachs entfernt wird, erlaubt.

 

Der Bauhof der Gemeinde Habichtswald hatte im Oktober vergangenen Jahres während eines Lehrgangs, der vom LPV organisiert wurde, für Bauhofmitarbeiter, Landwirte, Jäger und Interessierte exemplarisch einen Heckenpflegeschnitt gemacht. Kürzlich wurde ein Schild aufgestellt, um die Bevölkerung über die Vorteile des Rückschnitts für die Ökologie und Funktion von Hecken und Säumen zu informieren. „Unsere Heckenpflege dient sowohl dem Artenschutz als auch der Unterhaltung zumeist landwirtschaftlicher Wege und einer zielgerichteten Kulturlandschaftspflege. Die Angebote und Fortbildungen des Landschaftspflegeverbandes haben unseren Mitarbeitern fachlich fundierte Grundlagen geboten, die nun in der Praxis umgesetzt werden“, sagte Dr. Daniel Faßhauer. Faßhauer dankte zudem für die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband.

 

Besonders in der Feldflur sind Hecken wichtige Strukturelemente, die Vögeln und Insekten einen Rückzugsort und Nahrungsquellen bieten. Leonie Schweer erklärte, dass früher Hecken der Brennholzgewinnung dienten, als Grundstückseinfriedung sowie zur Nahrungs- und Futtergewinnung. Hecken hatten eine wirtschaftliche Bedeutung.

Diese Nutzung gibt es mittlerweile nicht mehr und damit ging auch der Heckenbestand zurück. Im Zuge der Flurbereinigung mussten die Biotope oft weichen. „Wir alle sind Naturfreunde, keine Feinde“, erklärte Landrat Andreas Siebert. Auch wenn der Anblick nach dem Schnitt zunächst für Verwirrung sorge, so sei nach nur kurzer Zeit das Austreiben der Äste ein sicheres Zeichen für guten Wuchs. Damit würden die Hecken verjüngt. „Deshalb werden wir diese Art der Pflege in wechselseitigen, kleinen Abschnitten auch für die nächsten Jahre weiter fortführen“, sagten Dr. Faßhauer und Heidi Weber. Wenn Hecken nicht zurückgeschnitten werden, verlieren sie an Dichte und Artenvielfalt und können dann ihre Funktionen in der Kulturlandschaft nicht mehr erfüllen.

 

Deshalb sollten Hecken regelmäßig zurückgeschnitten werden. Und zwar: In Ruhezeiten von Anfang Oktober bis Ende Februar. Saubere, möglichst horizontale Schnitte und nur einzelne Abschnitte einer Hecke, sodass mehrere Altersstufen der Hecke durch Pflegeintervalle entstehen. Und der Hecke möglichst viel Licht bieten. Also auch mal den ein oder anderen Baum entnehmen.    (mw)

 

BU:
Die Hecken auf den Stock gesetzt: (von links) Bürgermeister Dr. Daniel Faßhauer, Landrat Andreas Siebert, LPV-Geschäftsführerin Leonie Schweer, Clemens Bauer vom Bauhof und Heidi Weber vom Bauamt in Habichtswald.                                    

Foto: Monika Wüllner