Bunte Pracht für den Erleweg


Waldjugend pflanzte für die Gemeinde hunderte Stauden in Ehlen


Bild Bauhofsmitarbeiter mit Töchtern
Bauhof-Mitarbeiter Clemens Bauer half gemeinsam mit seinen Töchtern.

Was für ein Anblick: Gut zwei Dutzend Rücken, große, aber noch viel mehr kleine, beugen sich am Straßenrand über eine kleine Fläche. Um die fünfzig Hände wühlen eifrig in der schwarzen Erde und buddeln kleine Löcher. Pflanzenstauden, zarte Stengel, frisch und grün werden emporgenommen, aus Behältnissen befreit und sorgsam in den Boden gesetzt. „Was ist das für eine Pflanze?“, ruft ein kleines Mädchen in die Runde. Heidi Weber muss nur kurz aufblicken. „Das ist ein Frühlings-Fingerkraut“, weiß die Mitarbeiterin des Fachbereichs Natur – Bauen – Umwelt der Gemeindeverwaltung Habichtswald. Sie leitet die Aktion und ist mit ihrer Kollegin Christina Gerhold mittendrin dabei beim Pflanzen. All die anderen kleinen Menschen sind von der Waldjugend Warmetal. Auch Geschwister und Eltern haben es sich nicht nehmen lassen, mitzumachen, sagt einer der beteiligten Väter. Die Erwachsenen können gute Tipps geben, wie die Wurzeln am besten zu behandeln sind, aber schon die Kleinsten ab sechs Jahren wissen sehr gut, worauf es ankommt. Und so erhalten Duftnesseln, Wilder Majoran, Wiesensalbei, Ochsenauge, Mäuseohr und Wiesenstorchenschnabel einen schönen Platz, an dem sie gedeihen können, und ebenso Katzenminze, Natternkopf und der Kriechende Günsel und viele, viele mehr.

 

Siebenhundert Einzelpflanzen hat Clemens Bauer in der Frühe bereits herbeitransportiert und abgeladen. Der Landschaftsgärtner des gemeindlichen Bauhofs ist bereits seit acht Uhr vor Ort zugange. Anfang der Woche hatte der Bauhof bereits die Grassoden von den vier ehemaligen Baumscheiben im Erleweg entfernt. Das wäre den kleinen Gärtnerinnen und Gärtnern doch zu schwer geworden. Auch wurde Kompost und, zum Auflockern des Bodens, Sand in die von Steinen umfassten Flächen eingetragen. Im Nu sind die Kinder und Jugendlichen mit einem der Beete fertig und ziehen die Straße hinauf zum nächsten. Heidi Weber staunt, und Clemens Bauer harkt in aller Ruhe noch einmal nach, um die zurückgebliebenen Fußstapfen aufzulockern. Er macht ihn sehr zufrieden, mit seiner Arbeit diesmal nicht Schäden zu beheben oder zu räumen, sondern neues Wachstum nachhaltig zu unterstützen.

 

Daran werden auch die Anwohner ihre Freude haben. Eine Anliegerin im Erleweg geht die Straße auf und ab und verteilt Lollis, eine weitere verschenkt Schokolade. Als Manuela Gleim vom Einkauf mit dem Auto auf ihr Grundstück einbiegt und sich fragt, was da vorgeht, ist sie so begeistert über die Aussicht auf die blühenden Beete in ihrer Straße, dass sie spontan eine Geldspende an die Waldjugend überreicht. Tim Burkamp, der Leiter der Gruppe, nimmt sie freudig überrascht entgegen.

 

Was da ab Juni oder hie und da schon früher in bunter Pracht zu blühen beginnen wird, kann nicht allein das Auge erfreuen. Heidi Weber hat die lange Reihe der Pflanzensorten bewusst aus einer Liste der hessischen Diversitätsstrategie ausgewählt. „Da entstehen jetzt wichtige Anflugstellen für Insekten“, erklärt Weber. „Wir legen ein Hummelbeet an, ein Wildbienenbeet, und viele der Stauden locken Schmetterlinge an.“ Neben der Verschönerung der Straße dient das Projekt also dem Artenschutz, weshalb die auf Gemeindevorstandsbeschluss bereitgestellten Mittel auch aus dem zugehörigen Naturschutzbudget aufgewendet werden.

 

Eine enorme Hilfe erwuchs dann aus dem Engagement der Waldjugend. Für die Kinder und Jugendlichen ist die Aktion ein Gemeinschaftserlebnis, mehr Vergnügen als Arbeit. Aber vier Dutzend emsige helfende Hände zu bekommen, ist für die Gemeinde Habichtswald ein großes Geschenk. „Wir nehmen das nicht als selbstverständlich, sondern sind der Waldjugend ganz außerordentlich dankbar,“ lässt Bürgermeister Dr. Daniel Faßhauer aus dem Rathaus verlauten. Die Idee, die Waldjugend zu fragen, kam spontan in einer Beratung des Infrastrukturausschusses der Gemeinde auf. Es ist das erste Mal, dass eine Kooperation dieser Art durchgeführt wurde.

 

Am Schluss stecken die Mädchen und Jungen der Waldjugend noch kleine Schildchen neben die Stauden, damit Anwohnerinnen und Spaziergänger vielleicht Lust bekommen, solche Pflanzen, die so gefallen und so nützlich für Insektenarten sind, auch bei sich in den Garten setzen. Sie kommen in jedem Jahr wieder, auch dafür wurden sie ausgewählt.

 

Und nach getaner Arbeit bekommen die jungen Gärtnerinnen und Gärtner noch ein stärkendes Frühstück vom örtlichen Bäcker und Metzger an der frischen, noch aprilhaft kühlen Luft an diesem Morgen. Eigentlich war es als ein Mittagessen geplant, aber die Waldjugend war so fix. Nun kann der Mai kommen, die Sonne mag scheinen und die Ränder des Erlewegs werden für lange Zeit erblühen.