Grüne Eier in der Kita
Vorsichtig, mit großer Bedachtsamkeit setzt Elsa einen Fuß vor den anderen ins Gras, während sie sich suchend im Innenhof der Kita vorantastet. Sie ist noch recht neu hier im Kindergarten Kunterbunt in Ehlen, aber sie kennt sich schon gut aus, so groß ist ihr Revier ja nicht. Und sie hatte schon zur Eingewöhnung auch ihre vier Freundinnen mit dabei: Annegret, Berta, Dörte und Conny. Ganz witzig: A, B, C und D – aber sie, Elsa, war sofort der Star, schon wegen ihres Namens. Den kennen hier nämlich alle: Elsa, wie die Eiskönigin aus dem Film. Aber das ist noch längst nicht alles. Denn Elsa legt grüne Eier, wirklich. Sie ist ein Seidenhuhn.
Die Kita-Kinder sind hell begeistert über ihre Gäste. Seit Mitte Mai leben die fünf Hühner im Gehege mitten in der Kita auf der Wiese. Wo die Eier herkommen, die man zum Frühstück verzehrt, können sie jetzt fast mitansehen. „Sind da Küken drin?“, ist dann eine naheliegende Frage, wenn man sich erst mal näher mit der Materie beschäftigt. „Aber warum nicht?“ Solche Fragen müssen und können dann die Erzieherinne und Erzieher aufgreifen und die Antworten erklären. Die Sache mit dem Hahn etwa. Der ist nämlich nicht dabei, dafür werden die Hühner vom Niestetaler Hühnerverleih, genauer von „Miethuhn Nordhessen“, immer in einer Gruppe von fünf Vögeln in einem mobilen Stall vor Ort gebracht. Dieses Wägelchen steht nun in der Kita hinter einem ebenso zur Verfügung gestellten Zaun.
Der sorgt dafür, dass die Tiere nicht in der Einrichtung auf die Suche nach Würmern und Scharrflächen gehen. „Es ist auch manchmal nötig, dass sie etwas Ruhe in ihrem Rückzugsraum finden bei all der riesigen Begeisterung der Kinder“, erklärt Melanie Hodeck. Sie hatte die Idee, die Hühner zu mieten. Die Kita-Leiterin ist selbst leidenschaftliche Hühnerhalterin und kennt sich aus. (Z. B. dass sich die Eierfarbe an den „Ohren“ der Tiere ablesen lässt.)
So konnte ein Plan für die Versorgung erstellt werden. Morgens geben jeweils bestimmte Jungen und Mädchen eine Schaufel Futter ins Gehege. Sie wissen inzwischen, was die Hühner da machen, wenn sie eine Zeitlang tief in dem grünen Wagen verschwinden. Es gibt an der Seite Klappen, da hindurch kann man sie sitzen sehen – und dann, wenn sie sich wieder erheben und nach draußen aufmachen, kann man hineingreifen, und dann tragen kleine Kinderhände ganz, ganz vorsichtig ein Ei in die Kita, das sogar noch ganz warm ist. Nun legen ja Hühner nicht nur Eier, sie hinterlassen auch Dreck, ja, Hühnerkacke! Auch dafür sind die kleinen Haustierhalter auf Zeit zuständig. Alle drei, vier Tage misten sie auch aus. Zum Dank gibt es ja frische Eier – und die gemütlich gackernde Gesellschaft der Kitahühner.
Abends, wenn die elektronische Schranke automatisch den Wagen verschließt, sind aber noch mal die Erzieherinnen dran und auch Eltern kommen extra vorbei. Denn dann muss geschaut werden, ob auch wirklich jedes Tier sicher und geschützt auf der Stange sitzt. Fuchs und Waschbär mögen Hühner auch …
Nach Ende von drei Wochen werden sich Königsberger, Blausperber, Sussex, Braune Legehenne und das Seidenhuhn wieder auf den Weg machen. Ihr Aufenthalt wurde finanziert durch die Gemeinde Habichtswald, weil Habichtswalder hervorragende Gastgeber sind, und weil die Kinder viel gelernt haben werden, nicht nur die Sache mit dem Hahn.
